WAS MACHT EIN ORTHOPÄDIETECHNIK-MECHANIKER?
MIT GESPÜR UND KÖPFCHEN
Die elektrische Säge kreischt, der Kunststoff knarzt – und dann müssen beide laut lachen. Azubi Max Raab hat heute einen besonderen Gast in seinem Ausbildungsbetrieb: Den YouTube-Star „Inscope21“ aus Stuttgart. Weil der hier ein Comedy-Video über die Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker dreht, zeigt Max ihm ein paar seiner Arbeitsschritte – und lässt ihn selbst Hand an die Werkzeuge legen. „Das sah so einfach aus bei dir, Kumpel! Und ich bin voll talentfrei abgerutscht!“, ruft Inscope21 anerkennend. Den frisch erstellten Kunststoffschaft vom Gipsmodell eines Oberschenkels aufsägen, das erfordert offenbar eher zwei rechte als zwei linke Hände. Und viel Übung.
Handwerkliches Geschick brachte der 23-jährige Max schon mit, als er vor rund drei Jahren im Sanitätshaus Haas in Estenfeld bei Würzburg seine Ausbildung begann. „Seitdem sind meine Werkel-Fähigkeiten aber noch besser geworden“, lacht Max. „Ich will jetzt auch zu Hause ständig irgendwas reparieren!“
VON GIPS BIS CARBON
Besonders spannend findet Max, dass man als Orthopädietechnik-Mechaniker lernt, ganz unterschiedliche Materialien zu bearbeiten. In den Arbeitsschritten bis zu einer fertigen Prothese oder Orthese kommen Gips, Leder, Kunststoff, Metall und Carbon zum Einsatz. Und die haben überraschende Eigenschaften. „Vor der Ausbildung habe ich nicht gewusst, dass Carbonfasern eigentlich weich sind wie normale Fäden“, erzählt Max. Sie werden erst hart, wenn man sie in Kunstharz tränkt und abkühlen lässt, erklärt er. „Was dieses ursprünglich so zarte Material dann für Kräfte aushält – etwa wenn ein Mensch seine Carbonprothese mit seinem ganzen Körpergewicht belastet – das ist schon beeindruckend.“
PROTHESE VS. ORTHESE: WAS IST DER UNTERSCHIED?
Wer zum ersten Mal in diese Welt hineinschnuppert, muss erstmal lernen: Eine Orthese UNTERSTÜTZT Arme oder Beine mit Fehlstellungen oder anderen Schwächen. Eine Prothese ERSETZT die Gliedmaßen, wenn sie amputiert werden mussten.
Aber dann: Vom ersten Gipsabdruck über die Herstellung des Testschafts bis zur Feinanpassung mit dem Patienten – in ihrer Ausbildung dürfen Max und die anderen Azubis überall selbst an die Werkzeuge und Maschinen. Und jeder hat seine eigene Werkbank.
VOLLER EINSATZ FÜR DEN PATIENTEN
Was man neben handwerklichem Geschick sonst noch braucht, um ein guter Orthopädietechnik-Mechaniker zu werden? Da sind sich Max und sein Ausbilder Jochen Bratek einig: technisches Verständnis, Interesse an Medizin, Anatomie, Mathe, Physik – und vor allem an Menschen.
„Man muss auch viel Einfühlungsvermögen mitbringen“, sagt Max. „Unsere Kunden sind ja Menschen mit Schicksalen. Sie haben Hände, Füße, Arme oder Beine verloren und suchen bei uns Hilfe, um im Alltag wieder eigenständiger und glücklicher zu werden. Dazu mit meiner Arbeit etwas beizutragen, sie wieder zum Lachen zu bringen – das motiviert mich jeden Tag.“
Wie er diese Früchte seiner Arbeit zum ersten Mal bei einer Gehprobe miterlebt hat, daran erinnert sich Max noch gut. „Dieser Mann konnte mit unserer neuen Prothese nach eineinhalb Jahren wieder erste Schritte machen– und wollte vor Freude gleich vor die Tür und losrennen. Das mitanzusehen, das war schon sehr bewegend.“
Und was denkt YouTuber Inscope21 über die Ausbildung?
Was YouTube-Star „Inscope21“ bei seinem Besuch in Max‘ Werkstatt alles gelernt hat und wie er die Ausbildung findet – das erfahrt Ihr in seinem Video. Schaut doch gleich mal rein!