NACHGEFRAGT! Duales Studium Industrieinformatik
Bildergalerie: SIMONs STORY
„Ich wollte nach dem Abi nicht direkt studieren und gleich wieder über Büchern sitzen, sondern erstmal was Praktisches lernen“, erzählt der computerbegeisterte Simon. Deshalb hat sich der mittlerweile 20-Jährige für ein duales Studium entschieden – im Fach Industrieinformatik. In den Praxisphasen dieses abwechslungsreichen Ausbildungsweges unterstützt er eine IT-Abteilung von BHS Corrugated im oberpfälzischen Weiherhammer: einem internationalen Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Produktion und Digitalisierung von Wellpappenanlagen spezialisiert hat. Aber warum ausgerechnet Industrieinformatik? Und was ist überhaupt ein duales Studium? Das erzählt Simon dir hier selbst!
UNSERE FRAGEN, SIMONS ANTWORTEN!
Vorurteil: „Informatik – das ist doch total trocken, langweilig und einsam“. Gegenargumente?
Meine Ausbildung ist das Gegenteil von Fließbandarbeit! Nämlich ziemlich abwechslungsreich. Jeden Tag gibt‘s neue Aufgaben und Probleme, die ich lösen muss. Und IT-ler/innen programmieren auch nicht den ganzen Tag. Sie machen auch Projektplanung, entwickeln Lösungskonzepte, führen Systemtests durch, werten Daten aus, beraten Kunden und vieles mehr.
Was fasziniert DICH an IT?
Dass ich für meine Arbeit nur meinen Kopf und einen Computer brauche. Keine Maschinen, kein Material, keine Werkzeugkiste wie z. B. bei Handwerks- oder anderen Ingenieurberufen. Ich löse meine Aufgaben erstmal nur im Kopf – und setze sie dann am Computer um. Allein mit dieser Denkarbeit können Informatiker ziemlich viel bewirken. Denn mittlerweile steckt IT ja in fast allem, was wir jeden Tag benutzen – vom Handy über die EC-Karte bis zur U-Bahn.
Was sind Must-have-Azubi-Eigenschaften für Informatik?
Meine Top 10 sind:
- Interesse an Computern, Netzwerksystemen, Software, Programmieren
- Spaß und gute Noten in den Schulfächern Mathe, Physik & Co
- Spaß an logischem und analytischem Denken
- Spaß an Problemlösungen
- Geduld, Biss, Ausdauer (wenn die Lösung mal länger dauert)
- gut im Team arbeiten können
- die Meinung anderer wertschätzen (denn bei jedem Projekt werden Lösungen meist gemeinsam gefunden)
- Kritik annehmen können (denn in der komplexen Arbeit passieren jedem mal Fehler)
- Blick für Details (bei der Fehlersuche und der Problemlösung)
- Verantwortungsbewusstsein
Und für wen ist das nix?
Nix für alle, die ungern viel Zeit am Schreibtisch und in einem Büro verbringen. Und nix für alle, die sich nach ihrem Abschluss einen Routine-Arbeitsalltag wünschen. IT entwickelt sich ständig und megaschnell weiter. Und wer keine Lust hat, immer wieder was dazuzulernen und sich weiterzubilden – der ist falsch in diesem Job.
Mal konkret: Welche Aufgaben hattest du in deiner Praxisphase?
Ich war in der Abteilung „Digital Solutions“ und da im Team „Systems Integration“. Das Team kümmert sich um die Erfassung, Verarbeitung und Speicherung der riesigen Datenmassen, die die Produktionsanlagen von BHS Corrugated bei Kunden weltweit über Sensoren erfassen und senden. Da geht’s z. B. um Temperatur, Druck, Geschwindigkeit, Stückzahlen usw. Über diese Daten lässt sich erkennen, wo alles rund läuft, wo man Fehler beheben muss oder Prozesse noch effizienter machen könnte. Je nach Wahl-Fachrichtung in der Ausbildung oder im Studium machen IT-ler/innen aber ganz unterschiedliche Dinge: Sie programmieren Websites oder Datenverarbeitungssoftware, entwickeln Apps, kümmern sich um Datensicherheit, betreuen große Server und Computernetzwerke in Unternehmen usw. Industrieinformatik ist nur eine von vielen Fachrichtungen.
Warum ist das duale Studium eine tolle Kombi?
Man beginnt mit der Praxisphase im Betrieb und erlebt sofort den echten Arbeitsalltag mit. Das ist super, weil man dann in der Studienphase schon weiß, was einen nach dem Abschluss erwartet und wofür man den Uni-Stoff lernt und braucht. Das motiviert! Und weil man zwischendurch immer wieder in den Betrieb zurückgeht, verliert man an der Uni nie den Bezug zum „echten Arbeitsleben“ und den Entwicklungen in der Branche.
Was hat dich in deinem ersten praktischen Ausbildungsjahr überrascht?
Dass Acht-Stunden-Arbeitstage so schnell vorbeigehen können. Dass ich mich eigentlich nie gelangweilt habe, weil ich immer wieder neue, spannende Aufgaben bekommen habe.
Sitzt du den ganzen Tag allein am Computer und redest höchstens mit dir selbst?
Nein! IT ist Projektarbeit und damit Teamarbeit. Es greifen meist viele Fachbereiche ineinander. Manche Teams haben neben Einzelprojekten sogar täglich Meetings, um sich abzustimmen. Und je nach Tätigkeit hat man natürlich auch Kundenkontakt.
Duales Studium: Was ist das überhaupt?
Das ist die Mischung aus praktischer Ausbildung und Studium. Das funktioniert so: Man bewirbt sich direkt bei einem Wunsch-Unternehmen, das Plätze für ein Duales Studium anbietet. Da verbringt man dann die Praxisphasen und geht nebenbei zur Berufsschule, wie bei einer klassischen Ausbildung. Bei mir war das ganze erste Jahr eine solche Praxisphase. Vor kurzem hat dann meine Studienphase angefangen. Die mache ich an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Für mein Fachgebiet „Industrie-4.0-Informatik“ werde ich sieben Semester studieren. In den Semesterferien bin ich dann aber immer wieder für Praxiseinheiten im Betrieb. Also: ziemlich viel Abwechslung!
Machen das auch Frauen?
Ja! Ich war auch überrascht, dass in meiner IT-Fachabteilung bei BHS Corrugated ungefähr 30 Prozent Frauen arbeiten. In meinen Kursen an der Uni sieht das leider anders aus. Vielleicht liegt das am Fachgebiet Industrie und ist z. B. bei Medieninformatik anders. Aber ich kann nur sagen: Traut Euch, Mädels!
Blick in die Zukunft: Wo arbeiten IT-Azubis und IT-Student/innen nach dem Abschluss?
Auch das fasziniert mich: Man kann mit IT-Fachwissen in so vielen verschiedenen Branchen arbeiten und so viele unterschiedliche Probleme lösen und spannende Dinge erfinden. Im Bereich Medizin, Logistik, Automobilindustrie, Finanzen, Ingenieurwesen, Medien… zum Beispiel. Und wie schon gesagt: IT entwickelt sich superschnell weiter, die ist immer in Bewegung. Man treibt sozusagen die Zukunft mit voran. Ich finde es ziemlich spannend, Teil davon zu sein.