MEINE STORY: CARMEN, TECHNISCHE PRODUKTDESIGNERIN
MEINE STORY: CARMEN, TECHNISCHE PRODUKTDESIGNERIN
Wie funktioniert eine Industriemaschine? Wie kann man sie bedienen? Und wie erfüllt sie nicht nur bestmöglich ihren Zweck, sondern sieht auch noch gut aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Carmen (19) jeden Tag. Carmen ist Technische Produktdesignerin bei Sesotec in Schönberg (Niederbayern). Die dreieinhalbjährige Ausbildung konnte sie auf drei Jahre verkürzen. Kaum wurde sie vom Betrieb übernommen, peilte sie auch schon ihr nächstes Karriereziel an: die Weiterbildung zur Technikerin. Klickt durch die Bildergalerie (oben) und lest Carmens Story!
MODE? SCHMUCK? MASCHINEN!
Wer „Design“ hört, denkt an Mode, Schmuck oder Autos. Doch „Design“ bedeutet einfach: Gestaltung. Und gestaltet werden natürlich auch Geräte, Maschinen und Anlagen in der Industrie. Wie man Maschinen gestaltet, lernt man im Maschinenbau-Studium – oder, wie Carmen, in der Ausbildung im Technischen Produktdesign.
SPASS AN TECHNIK
Den Spaß an der Technik hat Carmen von ihrem Vater geerbt. Er ist Elektroniker. „Als ich ein Kind war, haben wir zum Beispiel LED-Lampen im Boden verlegt. Die Elektrik und das Löten haben mir gut gefallen. Deshalb bin ich in der Realschule auf den technischen Zweig gegangen“, erzählt Carmen. Dass sie nur eines von zwei Mädchen zwischen 28 Jungs war, hat sie nicht gestört. „Wir haben uns immer gut verstanden.“
VOM LED-LÖTEN ZUM PRODUKTDESIGN
Schon im IT-Unterricht in der Realschule arbeitete Carmen mit Konstruktionsprogrammen. Am „Tag der Berufe“ stieß Carmen auf Sesotec. Sie machte ein Praktikum im Unternehmen und lernte das Technische Produktdesign kennen. Begeisterung pur! Carmen schaute sich gar nicht mehr nach anderen Berufen um, sondern bewarb sich gleich um eine Ausbildungsstelle.
CARMEN KANN’S GUT MIT MATERIALIEN UND MENSCHEN
Zu Beginn ihrer Ausbildung lernte Carmen in der Fertigung das Drehen, Fräsen und Feilen. Durch die Arbeit mit verschiedenen Werkstoffen bekam sie ein Gespür dafür, wie die Materialien beschaffen sind und wie man sie bearbeiten kann. Das ist wichtig, um zum Beispiel zu entscheiden, aus welchem Material ein Bauteil einer Maschine gefertigt wird. Noch heute ist Carmen oft in der Fertigung und probiert bestimmte Verfahren. „Weil ich die Maschinen, die ich entwerfe, in- und auswendig kennen muss, bin ich auch die erste Ansprechpartnerin, wenn es bei der Fertigung Fragen oder Probleme gibt.“ Für Carmen ist Teamgeist die wichtigste Stärke in ihrem Beruf.
KREATIV AM COMPUTER
Carmens Entwürfe entstehen zu 100 Prozent am Computer. Nach Vorgaben der Kunden passt Carmen die Funktion oder Form von Maschinen an. Auch an Produkt-Neuentwicklungen durfte sie schon mitarbeiten, zum Beispiel an einem neuen Metall-Detektor. Der wird in der Lebensmittel-Industrie eingesetzt und spürt Verunreinigungen aus Metall auf. Zutaten wie Getreidekörner und Mehl oder fertige Produkte wie Backwaren und Fleischprodukte werden in der Fabrik durch Rohrleitungen oder auf Förderbändern von einer Station zur nächsten transportiert. Laufen sie durch den Metall-Detektor, erkennt eine Suchspule selbst winzigste Metallsplitter. Sie werden herausgefiltert – und die Lebensmittel kommen einwandfrei in den Handel.
Neben Physik und Informatik ist auch Mathematik wichtig in Carmens Beruf. Denn sie muss zum Beispiel berechnen, wie schnell Mehl durch eine Rohrleitung fällt. Was Carmen an ihrem Beruf begeistert: „Ich kann kreativ sein und neue Lösungen finden.“
MEGA-PROJEKT: EINEN KICKERTISCH ENTWERFEN!
Die größte Herausforderung während ihrer Ausbildung war keine Industriemaschine, sondern: ein Kickertisch. Carmen entwarf die Grundform und legte die Maße der einzelnen Bauteile fest. „In einem Kicker stecken viele Einzelteile und alle müssen sich natürlich exakt ineinander fügen, zum Beispiel die Rohre in die Bohrlöcher der Figuren und der Außenwände.“ Auch hier ist Rechnen angesagt. Carmens Arbeit kann man sich vorstellen wie ein riesiges 3D-Puzzle, das nur in ihrem Kopf existiert. Dieses Puzzle lässt sie auf ihrem Computerbildschirm entstehen; ihre Kolleginnen und Kollegen in der Fertigung setzen es dann aus Metallen, Hölzern oder Kunststoffen um. Vier Wochen lang tüftelte Carmen am Design des Kickertischs. Heute steht einer in ihrer Firma und zwei weitere in ihrer früheren Realschule.
KARRIERE-ZIEL: TECHNIKERIN
Im Sommer hat Carmen ihre Gesellenprüfung bestanden, im Herbst startet sie schon zum nächsten Karriereziel. Berufsbegleitend bildet sie sich zur Technikerin weiter. „Das Technische Produktdesign ist mein Traumberuf: Ich will auf jeden Fall weiter in der Konstruktion arbeiten. Als Technikerin kann ich dann noch verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen, Projekte leiten und in der Qualitätssicherung arbeiten.“
Drei Jahre Ausbildung, drei Jahre Weiterbildung: Wäre da nicht ein Maschinenbaustudium attraktiver?
Für mich persönlich nicht, sagt Carmen. Sie hat drei starke Argumente für die Aus- und Weiterbildung:
- „Ich konnte schon nach der Realschule loslegen.“
- „Ich habe viel mehr Bezug zur Praxis.“
- „Ich verdiene Geld und stehe auf eigenen Beinen.“
LINKTIPP: VIDEO VON YOUTUBERIN TINA NEUMANN
YouTuberin Tina Neumann hat Carmen besucht und ein Video über das Technische Produktdesign gedreht. Schaut rein:
Zu Tinas Video übers Produktdesign
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