Ich krieg was gebacken! Als Bäcker-Azubi
Fabians Foto-Story & Mini-Reportage
In der Backstube des Café Herzog in Muhr am See herrscht schon nachts reges Treiben – viele Stunden bevor am Morgen die ersten Brote und Brötchen ausgeliefert oder verkauft werden. Fabian macht hier, am Produktionsstandort der mittelfränkischen Bäckerei Herzog, eine Ausbildung zum Bäcker. Im ersten Lehrjahr erlernt der 17-Jährige ein ziemlich spannendes Handwerk, das Tradition mit moderner Technik verbindet.
Willst du mehr erfahren über computergesteuerte Knetmaschinen und die Tricks für die perfekte Apfeltasche? Und weißt du, wie die typische Brezn-Form entsteht? Fabian zeigt und erklärt dir dies und vieles mehr in der folgenden Fotogalerie – und in der Mini-Reportage darunter!
Vom Brezen schlingen, Teig würgen – und Kunden glücklich machen!
„Wie ich auf eine Ausbildung zum Bäcker gekommen bin?“ Fabian muss nicht lang überlegen. „Ich hab schon immer viel mit meinem Vater gebacken, das war ein gemeinsames Männer-Hobby bei uns zu Hause. Ich habe auch Praktika in anderen Handwerksberufen gemacht, Maurer zum Beispiel – aber in der Backstube hab ich mich am wohlsten gefühlt. Und das Probearbeiten hat mir einfach am meisten Spaß gemacht.“
Im großen Neubau des Café Herzog in Muhr am See, etwa 50 Kilometer südwestlich von Nürnberg, verbringt Fabian seinen Arbeitsalltag in einer großen Backstube. Hier werkelt er zwischen mehreren Kühlräumen, großen, computergesteuerten Knet- und Schneidemaschinen, die den Teig für verschiedene Backwaren vorbereiten – und an langen Tischen, auf denen Fabian und seine sieben Kolleginnen und Kollegen jeden Tag „Hand anlegen“. Denn in den insgesamt sieben Filialen der Handwerksbäckerei sind jede Menge Leckereien gefragt.
Backverlust bis Brot-Abschluss: spannende Aha-Erlebnisse
„Brote, Ringe, Brezn, Knoten, Weckla, Quarknudeln, Dänische Plunder, Apfeltaschen, Nusshörnchen ... jede Back-Variante braucht geschickte Hände und etwas Hintergrundwissen“, erzählt Fabian. „Ich muss für alles eine Weile üben, bis ich die richtigen Handgriffe draufhabe und schneller werde – für die perfekte Form, Füllung und manchmal auch Verzierung.“
Wenn man Fabian, seinem Azubi-Kollegen Tobi sowie Meister und Chef Alexander Herzog eine Weile zuschaut, lernt man eine Menge spannende Dinge, an die man als Bäckereikundin oder -kunde kaum denkt. Zum Beispiel: Wie viel Teig man für ein Brot abwiegen muss, wenn man den sogenannten Backverlust miteinrechnet. „Das ist das Gewicht, das eine Brotsorte beim Backen wieder verliert, weil Wasser verdunstet“, erklärt Meister Alexander Herzog. „Also wenn das Bauernbrot später mit einem Kilo im Café liegen soll, brauch ich jetzt 1,2 Kilo Teig“, rechnet Fabian vor.
Auch das „In-Form-bringen“ des Teigs für große Brotlaibe will gelernt sein. „Das heißt übrigens ‚den Teig würgen‘“, grinst Fabian. Der Bäckereimeister kann die feste Kugel schnell und lässig mit einer Hand formen. Fabian muss noch ein bisschen nachbessern. „Da muss etwas mehr Spannung rein, damit keine Luftblasen drinbleiben“, rät der Chef. „Und dann beim Formen in die Länge besonders auf die Enden achten: Wichtig ist ein schöner, gerader Teig-Abschluss links und rechts, sonst sieht das Brot später einfach nicht schön aus.“ Fabian probiert´s nochmal und Tobi aus dem dritten Lehrjahr lobt lachend: „Der hat‘s schon drauf!“
Breznkönig?
Und dann die hohe Kunst der Brezn: „Das Werfen des langen Breznstrangs, damit es sich für die Breznform überkreuzt, das ist tatsächlich eine Kunst für sich“, sagt Meister Alexander Herzog. Bei ihm sieht das schnelle und souveräne „In die Luft-Schwingen“ tatsächlich aus wie ein cooler Jongliertrick (Tipp: Weiter unten kommt ein Link zu einem Instagram-Video!). „Außerdem hat jede Bäckerei ihr eigenes Brezn-Rezept. Die Mehlsorte, der Fettanteil, die Hefe…, da hat jeder Betrieb sein kleines Geheimnis, damit sie innen schön luftig und außen besonders knusprig werden und lange frisch bleiben.“
Und sonst noch?
Zu einer Ausbildung zur Bäckerin oder zum Bäcker gehören aber nicht nur die Herstellung in der Backstube und das Hintergrundwissen von der Berufsschule: Auch Hygiene ist ein großes Thema, schließlich geht’s um Lebensmittel. „Ganz unabhängig von Corona haben wir ein ausgetüfteltes Hygienekonzept und strikte Reinigungspläne“, erklärt der Chef. Und Fabian ergänzt: „Wir müssen nach jedem Arbeitsschritt Reinigungsvorgaben für Tische, Arbeitsgeräte und Böden befolgen und dokumentieren das dann in einem Ordner. Das gehört einfach dazu.“
Auch dazu gehört: Das Bäckerhandwerk ist noch immer was für frühe Vögel. Fabians Schicht beginnt um 4:00 Uhr, je nach Anfahrt steht er um 2:30 Uhr auf. „Mich stört das nicht“, sagt der 17-Jährige. „Mit fünf bis sechs Stunden Schlaf komme ich gut aus und der Vorteil ist: Ich hab die Nachmittage frei.“ Auch ab und zu samstags arbeiten ist in diesem Beruf normal, denn an Wochenenden sind Backwaren besonders gefragt. Der Ausgleich: Dafür hat Fabian dann einen Wochentag frei.
Fabians Fazit
Wenn sich Fabian nach getaner Arbeit die mehligen Hände an der Schürze abwischt, merkt man‘s ihm an: Er hat seinen Traumberuf gefunden. Sein Fazit: Mir wird nicht langweilig, ich mag, was ich jeden Tag tue, dass ich was „erschaffe“ und das familiäre Team. Und: Es ist toll, wenn ich Bekannte und Freunde in der Gegend treffe und die fragen, was von den Broten, Brötchen, Hörnchen usw. im Café Herzog heute „von mir“ war. Da bin ich schon stolz, wenn es ihnen geschmeckt hat. Oder wenn sie extra dafür hingehen.“
Videos: Schau‘s dir mal an!
Du willst über Fabians Bäcker-Ausbildung nicht nur lesen, sondern auch echtes Backhandwerk „in Bewegung“ sehen? Dann schau mal auf den Instagram-Kanal vom Café Herzog (@cafeherzog) und klick oben auf die Rubrik „Brot und Semmeln“. Dort findest du mehrere Videos und Eindrücke direkt aus der Backstube!